Sarah Stanton – Eine Restaurierung im “Live-Blog” Teil 13
Schöner neuer Sockel, passt der zum alten Stein? Viele haben darüber nachgedacht und uns angesprochen. Gedankenversunken könnte man darüber wohl nächtelang mit literweise Wein sinnieren und würde keine Antwort finden. Die Versuchung ist groß, Skepsis in den Raum zu werfen. Die Wahrheit ist gleich zweifach bitter ironisch: Zum Einen ist der Sockel haargenauso alt wie der Grabstein. Er ist nur später aus dem Berg gebrochen worden. Zum anderen wird es epochal betrachtet ein so kleiner Zeitraum sein, dass auch der Sockel in der freien Natur so massiv anwittert, dass er die gleiche graugrüne Patina bekommt.
Genießen wir den Moment des Neuseins und werfen schon mal einen Blick in die Adventszeit voraus. Wenn das 16. Türchen seine schokoladigen Geheimnisse gelüftet hat, kann es bereits passiert sein, dass Stein auf Stein stehen und wir eine Symbiose wundersamer Weise betrachten. Natürlich wird es kein Weihnachtswunder wie Christi Geburt sein. Aber soll der Stein nach der ganzen Verschönerung nicht wieder für Jahrhunderte fest in seinem Fundament ruhen. So fest wie wir jedes Jahr Christi Geburt auf ein neues zelebrieren und die Kinder die lange Wartezeit mit einen klitzekleinen Papptürchen mit süßen Geheimnis verkürzen? Wiedergeburt in einer anderen Art und Weise. Warum nicht auch einmal auf einen Friedhof. Und hier kommt der Bogen in meiner kurzen Geschichte. Genauso wie wir das Kommen und leider auch das Gehen zelebrieren wollen und müssen wird auch der Stein die in Stein gewordene Symbiose einer spirituellen Vereinigung sein – Die Geschichte eines alten Steines wird durch Ergänzung von neuen Teilen auf eine nicht absehbare Zeit verlängert. Eine Kultur entwickelt sich weiter, die Grundfeste bleiben immer die Gleichen. Die Grundfeste für Sarahs Stein sind auf Generationen bewahrt und trotzdem nicht die gleichen wie Früher. Wir wissen nicht, wie die Grabanlage früher aussah, haben sie mit unseren heutigen Wissen und Geschmack ergänzt und gleichzeitig bewahrt.
Kommen wir noch schnell zum aktuellen Fortgang. Die wunderschöne Neuanlage des Kapellenweges zum Schlachthofweg hat Ihr I-Tüpfelchen mit einer Lindenanpflanzung bekommen. Diese Bäume sind Zeit ihres Lebens eine bodentechnische Herausforderung. Kein Baum hat mehr feine Haarwurzeln die in jede Ritze dringen und Stein zerbrechen als dieser symbolhafte Baum. Seine unglaubliche Lebensdauer wird auch dem Fundament einen ebenbürtigen Gegner gegenüberstellen. Die Erfahrungen mit diesen Bäumen hat uns bewogen hier ein massives Granitfundament mit extraharter Betonmischung herzustellen. Vielleicht nicht für die Ewigkeit aber bestimmt für die Länge der Zeit, die der Stein noch Liebhaber mit einen Sinn für Geist und Kultur findet.
Zum Ende des Kirchenjahres am kommenden Ewigkeitssonntag wollten wir den Stein fertig haben. Die Fülle der Reparaturen und auch das viele ehrenamtliche Engagement unserer Mitarbeiter gibt Ihnen die Möglichkeit auch noch die wenigen folgenden Wochen das Restaurierungsprojekt zu begleiten.