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Sarah Stanton – Eine Restaurierung im “Live-Blog” Teil 15

  • 29. November 2016

Ein kleines Jubiläum in unserer Dokumentation über die Restaurierung Sarah Stantons Grabmales: Ein spontaner Anfang ohne Drehbuch, ohne Vorahnung wieviel Arbeit uns in den folgenden Wochen erwarten würde. So berichten wir inzwischen in Folge 15 über ein Projekt was in den letzten Zügen seiner Vollendung  steht.

Es ist die Marathondisziplin, die sture monotone Arbeitsabfolge, Buchstabe für Buchstabe exakt der Originalschrift nachzuahmen und natürlich nachzufärben. Nachzuahmen deswegen, weil auch die Schriftfläche der Verwitterung nicht wiederstehen konnte. So sind die Reste der ersten Nachmalung aus den frühen 70érn und ein feines Gefühl die Grundlage, die Schriftzüge von vor über 200 Jahren wieder hervorzuheben.

Langatmige Arbeiten haben pauschal immer die Folge nachzudenken. Nachzudenken worüber man im flinken Alltagsleben sonst nie sinnieren würde. Philosifieren über Endlichkeit. Endlichkeit in sachlicher Betrachtung: wie lange wird dieses Mal die Schrift im Stein halten. 45 Jahre waren es das letzte Mal. Wer wird in 45 Jahren hier aktiv werden. Wird der Steinschredder kurzen Prozess machen und der Sarah ein jähes Ende bereiten. Gibt es vielleicht einen Förderverein der sich zukünftig der Sarahmaus annimmt?

Etwas irritierend dürfte die heutige Aufnahme sein. Was wir hier sehen ist die Rückseite des Steines mit seiner markanten Ausklinkung. Vor dem Rückbau des Steines vor cirka 8 Monaten war hier ein alter Pfosten eines alten Friedhofzaunes als Stütze mit einbetoniert worden. Im Original bestimmt etwas besser eingebaut. Man erkennt immer noch die Reste von der Bleiummantelung die früher für Stahlanker genommen wurde. Wir haben bis auf die Entfernung der Betonreste hier alles in seinen Urzustand belassen. Es soll Anderen obliegen, etwas mehr über die vielen Rätsel dieses Steines heraus zu finden. Mit Sicherheit schlummern in den Archiven der Stadt und des Landes die fehlenden Informationen um eine perfekte Replik herzustellen. Wir aber enden hier langsam mit unseren Arbeiten.

In etwa einer Woche steht der Stein wieder auf seinen alten Platz. Es wird ein Winterschlaf werden. Der Ludwigsluster Friedhof ist nach dem Ewigkeitssonntag schon etwas vereinsamt. Die Grabstellen sind abgedeckt, die Besucher haben sich rar gemacht. Erst wenn die Frühlingssonne die Menschen wieder zur Grabstellengestaltung auf den Friedhof lockt, wird der Stein seinen alten Mittelpunkt zurück gewinnen. Viele Touristengruppen werden dann wieder den Stein besichtigen, den Spruch in Augenschein nehmen und wie eh und jeh einen Augenblick darüber nachdenken was der Dichter damit sagen will.

Wir verabschieden uns mit Teil 15 mit der Dokumentation von der Restaurierung von Sarah Stantons Grabmal. Gleichzeitig danken wir den vielen Lesern für die viele Geduld. Es hätte schneller gehen können, der Stein hatte da abe so seine eigene Meinung. Nächste Woche präsentieren wir Ihnen als Abschluss eine Aufnahme vom fertigen Stein.

Wir wünschen allen Lesern einen gesegneten zweiten Advent!